Geschichte der Strausberger Straßenbahn
Von der Dampf- zur elektrischen Straßenbahn
Die Vorgängerin der heutigen Strausberger Straßenbahn ist eine Kleinbahn. Der 1867 eingerichtete Bahnhof Strausberg ist von der Ortsmitte jedoch kilometerweit entfernt. Nach Einrichtung einer Omnibuslinie, betrieben mit Pferden, beantragte die "Strausberger Kleinbahn A.-G." eine Konzession für den Bau einer Schienenverbindunhg zwischen Strausberg zwischen dem Bahnhof an der Ostbahn und dem Zentrum.
In weniger als einem halben Jahr wurde die 6,2 Kilometer lange Verbindung errichtet und im August 1893 eröffnet. Dampflokomotiven, die mit Personenwagen behängt waren, befuhren die Strecke bis etwa zum heutigen Lustgarten. Die Zwischenstationen waren Landhaus, Schlagmühle und Hegermühle.
Die Stadt beantragte den Bau einer elektrischen Kleinbahn, die 1919 genehmigt wurde. Mit der Elektrifizierung ging eine umfangreiche Streckenverlegung einher. Nutzt die Bahn vom Staatsbahnhof bis zur Hegermühle die Strecke von 1893, verläuft sie danach parallel zur heutigen Goethestraße, der Hegermühlenstraße (neben den Straßen Am Adlerhorst sowie Parkstraße) und der Walkmühlenstraße bis zum Lustgarten. 1921 ging dort auch eine neue Wagenhalle in Betrieb. Der Personentransport über die Güterbahn wurde jedoch erst 1926 eingestellt. Die neuen Trieb- und Beiwagen der 'Kleinbahn' waren gebrauchte Straßenbahnen aus Berlin sowie Neubauten aus Hamburg.
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Die Kleinbahn bis zum Zweiten Weltkrieg
Die Weltwirtschaftskrise verhinderte einen weiteren Ausbau der Strausberger Eisenbahn. Ab 1925 wurden dann Pläne gefasst, die Strecke nochmals auszubauen und durch die Innenstadt zu führen. Im April 1926 wurde sie eröffnet: Sie verlief durch die heutige Große Straße, vorbei am Markt, und durch die Wriezener Straße bis auf Höhe des späteren Landesjugendheims, wo sie in einer zweigleisigen Anlage endete. Die Gesamtstrecke der Bahn wuchs damit um rund 2 Kilometer auf 8 Kilometer. Im Jahr 1935 verzeichnete die Eisenbahn bereits eine Beförderung von mehr als einer Million Personen und mehr als 20.000 Güter.
Infolge des Zweiten Weltkrieges musste die Eisenbahn 1945 schließlich eingestellt werden. Gleisanlagen, Oberleitungen sowie der Wagenpark waren beschädigt und ließen einen Verkehr vorerst nicht mehr zu.
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Der Betrieb bis 1990
Die ersten Fahrten nach dem Zweiten Weltkrieg waren provisorisch; die Wagen pendelten nur zwischen Hegermühle und Lustgarten. Den Güterverkehr hielten bis 1948 Dampfbahnen aufrecht. Erst dann standen wieder elektrische Lokomotiven zur Verfügung.
Die weitere Entwicklung der Strausberger Eisenbahn ist erstens durch den Ausbau der Berliner S-Bahn in Richtung der Stadt und zweitens einem starken Zuwachs in der Personenbeförderung bestimmt. Die elektrische S-Bahn erreichte den Bahnhof Strausberg bereits 1948 und wurde in den Folgejahren um mehrere Stationen bis zum Bahnhof Strausberg-Nord erweitert. Die Strausberger Eisenbahn passte ihre Fahrpläne an und gewährte am Bahnhof südlich der Stadt eine Anschlussmöglichkeit. Im Jahr 1968 beförderte sie schließlich drei Millionen Fahrgäste – dreimal mehr als 1935 auf der gleichen Strecke.
Der 1950 gegründete kommunale VEB (K) Strausberger Eisenbahn wurde 1970 dem Kraftverkehr Frankfurt (Oder) unterstellt, konkret: dem Zweigbetrieb Schienenverkehr. In dasselbe Jahr datiert die erste Streckenstilllegung des Betriebs. Die Führung der Straßenbahn ab Lustgarten durch die Innenstadt zur Wriezener Straße wurde aus Gründen der Rationalisierung eingestellt und durch einen Omnibisverkehr ersetzt. Noch lange nach 1990 waren die Gleise in der Großen Straße zu sehen und wurden sogar für einen Draisinenverkehr genutzt.
Die Bahn wurde noch Jahre mit aus Leipzig übernommenen Wagen betrieben, bevor in den sechziger und siebziger Jahren die ersten Rekowagen aus Berlin-Schöneweide eintrafen. Ein Grund dafür war die angedachte kompllete Einstellung der Straßenbahn bis 1980 gewesen. Die Erdölkrise setzte den Plänen schließlich ein Ende. Gleise und Fahrleitung wurden modernisiert und sogar der Bau von Wendeschleifen avisiert. Sie sollten einen Einsatz von Einrichtungstriebwagen ermöglichen, wurden jedoch bis dato nicht realisiert.
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Modernisierung in den neunziger Jahren
Die Fahrgastzahlen waren nach der Wiedervereinigung 1990 und den einsetzenden Autoboom in den Neuen Bundesländern stark rückläufig. Die Strausberger Eisenbahn GmbH, gegründet 1991, konnte nur mit einer umfassenden Modernisierung des Betriebs reagieren. Besonders auffallend sind die in Deutschland einzigartigen achtachsigen Tatra-Gelenkbahnen KT8-D5, die aus Kosice (Slowakei) übernommen wurden. Ein Solo-Rekowagen bediente die Strecke in Schwachverkehrszeiten.
Die Güterbahn wird mittlerweile nicht mehr betrieben. Die Strausberger Straßenbahn befördert derzeit etwa 4.000 Fahrgäste.
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