Geschichte der Straßenbahn Schöneiche-Rüdersdorf

Von der Benzol- zur elektrischen Straßenbahn

Die Straßenbahn Schöneiche erfüllt seit ihrer ,Geburtsstunde' die gleiche Funktion wie noch heute erfüllen: Sie stellt eine Anbindung von Schöneiche und Rüdersdorf bzw. Kalkberge nach Berlin her. In Friedrichshagen, ihrer westlichen Endstation, bestand bereits um die Jahrhundertwende eine Umsteigemöglichkeit zur Köpernicker Straßenbahn. Die Planung für eine Benzolstraßenbahn ab 1900 entstand unter diesem Aspekte einer Vernetzung von Verkehrsmitteln.

 

Die erste Straßenbahn Schöneiche-Rüdersdorfs war eine meterspurige Benzolbahn. Sie wurde in zwei Stufen eröffnet: im August 1910 der 5,6 Kilometer lange Abschnitt von Friedrichshagen bis zur Dorfstraße Schöneiche. Nur zwei Jahre später (November 1912) schloss an die bestehende Verbindung ein Streckenneubau von Schöneiche nach Kalkberge an. Die Strecke verknüpfte somit mehrere Gemeinden, die jeweils einzeln den Bau der Bahn beantragen mussten. Kalkberge sowie Schöneiche verfügten daher über einen eigenen Wagenpark von Lokomotiven sowie Beiwagen in je einem Depot an der Heinitzstraße sowie der Schillerstraße. Erst ab 1918 existierte ein Straßenbahnverband beider Gemeinden.

 

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Die Elektrische bis zur Einstellung der Strecke nach Kalkberge 1977

Die Zeit der benzolbetriebenen Bahn währte nicht lange. Vier Jahre nach Eröffnung der ersten Strecke wurde sie bereits auf den elektrischen Betrieb umgestellt. Im Mai 1914 gingen die ersten Züge in die Spur. Die Elektrische hatte gegenüber dem Kraftstoffbetrieb den Vorteil, die Reisegeschwindigkeit wesentlich zu verringern. Statt mit einem Takt von 60 Minuten konnte die Relation Friedrichshagen – Kalkberge im halbstündigen Takt bedient werden.

 

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war geprägt von einer viermonatigen Einstellung des Betriebs, bis er wieder zwischen der Wagenhalle Schöneiche und Friedrichshagen eröffnet werden konnte. Zwei Neubauten waren für die Betriebsabwicklung nötig: 1960 bzw. 1961 wurden Wendeschleifen an beiden Endstellen errichtet. Im Zuge der allgegenwärtigen zentralen Steuerung auch von Nahverkehrsunternehmen wurde 1970 die Straßenbahn in den VEB Kraftverkehr Frankfurt (Oder) eingegliedert.

 

Rüdersdorf ist bis heute ein bedeutender Standort für die Zementproduktion. Der Kalk wird in unmittelbarer Nähe der Werke abgebaut. Den Tagebauten fiel in den siebziger Jahren schließlich die Gemeinde Kalkberge zum Opfer und damit auch die Tramstrecke bis in ihr Zentrum. Die Bahn, die die Redenstraße befuhr, war noch 1977 Bestandteil Kalkberges, als an der Hauptstraße kaum noch Häuser standen. Ein Gleisrest der Bahn und der Redenstraße sind mittlerweile in einem Baustoffmuseum vor Ort zu sehen.

 

Das Abwickeln der Strecke nach Kalkberge erforderte einen Neubau, der nach Rüdersdorf führt. Das Gleis in den abgebrochenen Ort wurde auf Höhe der Rüdersdorfer Post umgeleitet. Auch die Trasse nach Alt-Rüdersdorf weist eine Wendeschleife auf.

 

Die Straßenbahn hat trotz der Durchfahrung der verschiedenen Gemeinden einen ausgesprochenen Überlandcharakter. Bis Schöneiche fährt die Bahn entlang einer Bundesstraße. In den Ortschaften fährt sie weitgehend auf eigener Trasse in Straßenrandlage.

 

Bis nach 1990 war ein bunter Wagenpark die Grundlage des Betriebs. Neben Gotha- und Rekobahnen brachte der Betrieb einige Trieb- und Beiwagen in Eigenbau hervor. Näheres dazu erfahren Sie im → Bereich Fahrzeugtypen.

 

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Die Totalsanierung des Betriebs

Die Gleisanlagen und auch die Wagen wurden zu Zeiten der DDR weitgehend auf Verschleiß gefahren und mehrfach die Umstellung auf einen Busbetrieb erwogen. Um ihn nach der Wiedervereinigung zu halten, wurden in den neunziger Jahren Maßnahmen ergriffen, die einer kompletten Sanierung und Modernisierung gleichkommen. Schrittweise wurde so die gesamte marode Strecke erneuert. Gebrauchte Fahrzeuge sichern bislang den Bestand der Straßenbahn. Aus Cottbus wurden KT4D-Wagen sowie 2010 bislang zwei Wagen dieses Typs mit Niederflurmittelteil (KTNF6) übernommen.

 

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